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Die Schlacht am Engelsfall

Die Schlacht am Engelsfall stellt eines der wichtigsten Ereignisse bei der Entstehung der Iasoniten-Konfession des Tiron-Glaubens dar, gewissermassen den Ursprung der Mystik, welche die Iasoniten von den Velescinern abhebt.

Die Chronik der Schlacht

Ein langer Weg lag hinter den fünfhundert Rittern, die nun auf den armseligen Haufen abgerissener, erschöpfter Monster blicken, kaum zwölf Dutzend sind es noch, die immer wieder fliehen konnten. Doch nun ist der Weg versperrt, das Tal zuende. Steile Felswände und ein Wasserfall, kein Fluchtweg mehr und keine Chance gegen die wohlgerüstete Übermacht. Der Anführer der Ritter, Iason, der König von Ysliander, ist endlich am Ziel, die marodierenden Horden sind aufgerieben und den letzten Haufen hat er nun gestellt. Tiron schenkte ihm Erfolg – und einen Engelsherold, der ihn begleitete und beschützte. Iason weiß, daß er auch hier die boshaften Schamanen seiner Feinde nicht fürchten muß, denn dafür sorgt der Engel, der ihm in den letzten vier Nächten stets als schöne, reine Jungfrau mit weissen Schwingen mitten in der Nacht erschien. Er zögert einen Augenblick, die Gestalten erregen fast sein Mitleid, wie sie sich am Ufer des Sees unter dem Wasserfall drängen, in Verzweiflung auf die blitzenden Lanzen starren und ihrem Tode nah sind. Doch es ist zuviel geschehen – die Hand des Königs fällt nach vorn und seine Ritter rammen ihre Fersen in die Flanken ihrer Tiere. Donnernd stürmt die erste Reihe mit gesenkten Lanzen los –

Ein schriller Schrei erschüttert das Tal, die Ritter, die geduckten Marodeure. Ein Schrei, der durch Mark und Bein geht. Die Pferde der Ritter scheuen und ein zweiter Schrei folgt, schrill und fast noch lauter, während ein flammendes Klirren ertönt. Kein Augenpaar, das sich nicht auf den Quell des schrecklichen Lärms richtet, einen Felsen mitten in der herabstürzenden Gischt des Wasserfalls. Die strahlendweisse Gestalt des Engels, seine gewaltigen weissen Schwingen und das rötlichgrelle Flammenschwert in seiner Hand und ihm gegenüber ein geducktes Wesen, in blutrote Roben gekleidet, einen schwarzen Stab in der einen, ein verdorben grünschwarz schimmerndes Schwert in der anderen, in wildem Fechtkampf einander umtänzelnd und immer wieder ausbrechend. Die hellen Kriegsschreie des Engels und der schrille Diskant des Schamanen vermischen sich mit den klirrenden Klingen zu einem schrecklichen Crescendo, das die Menschen und Monster gleichermassen in seinen Bann zieht.

Ein Kampf ebenbürtiger Gegner ist es, die Schwerter zucken schnell und Hiebe werden pariert, immer wieder unterbrochen von kurzen Augenblicken, in welchen die Gegner einander voll Wut in die Augen starren, ihre Welt ist nur noch dieser Kampf. Doch dann – ein Bruchteil eines Augeblickes, der Stab des Geduckten bricht aus, zur Seite, zeigt zum Tal. Ein grüner Feuerball zuckt von ihm weg, geradewegs dem König entgegen, vernichtend und schrecklich. Ein rasches Zucken des Engels, die Hand ausgestreckt, wild vor Sorge um den König, er reißt den Ball zurück, bevor er wahrhaft fliegt. Den Ball hält er auf, doch nicht das Verderben, sein eigenes Verderben. Triumphierend fällt die Klinge des Monsters, schmerzgepeinigt schreit der Engel auf, ein weisser Flügel stürzt im Wasser hinab, begleitet vom Siegesgebrüll des Schamanen, dessen Klinge ein zweites Mal fällt und auch den zweiten Flügel folgen läßt. Unter den gebannten Blicken der Armeen bricht der Engel Tirons in die Knie, das grüne, böse Schwert hebt an zum letzten Streich.

Doch der Engel reißt sein Schwert nach oben, wild entschlossen, nicht zu sterben, wild entschlossen, den König zu retten, in wildem, verzehrendem Zorn. Es ist, als risse der Berg, als die Schwerter zusammenprallen. Der ohrenbetäubende Klang reißt für Augenblicke das Wasser von dem Felsen weg, während der Engel sich aufrichtet und in zwei übermenschich schnellen Streichen den Schamanen in vier Teile schlägt. Beider Blut tropft vom Felsen, aus den Wunden des Engels und dem schrecklich zerfetzten Monster, während der Engel das Schwert ergreift, das ihn verletzt hat. Seine Wunden schliessen sich bereits, doch häßliche Narben bleiben auf seinen Schultern zurück. Langsam verändert er sich, beide Schwerter in den Händen, der Engel wirft seine Kleider ab und mit ihnen Tirons Unschuld, die andrgynen Züge schwinden zum Bild einer Frau, aus ihrem Rücken spriessen schwarze Schwingen, die frischen Narben pulsieren rot und sie schreit vor Schmerzen.

Dann starrt der dunkle Engel hinunter auf seine verlorenen weissen Schwingen. Ein rascher Blick über die gebannten Krieger. Sie sieht hoch. „Flieht, König Iason, flieht, solange Ihr noch könnt!“ Der König zögert, doch seine Ritter nicht. Der General zu seiner Linken packt die Zügel des königlichen Rosses und treibt zur eiligen Flucht, die Ritter gehorchen ohne Zögern, ohne nachzudenken. Zu schrecklich der ehemals strahlende Engel, der hoch über ihnen seine schwarzen Schwingen entfaltet und das reine Engelsschwert in der einen, das Verderbnis ausstrahlenden Schwert des Schamanen in der anderen Hand hält, schrecklich entstellt von den Narben der reinen Engelsschwingen. Des Königs Blick ist nach hinten gewandt, er läßt den Blick nicht von dem schrecklichen, was aus dem Engel wurde, es erhebt sich nun in die Luft, um über die verängstigten Monster zu kommen und seinen Blutdurst an ihnen zu stillen. Doch die Ritter ziehen den König weiter, um eine Biegung des Tals, weg vom Ort des neuen Schreckens, und entzieht das Massaker den Blicken des gebrochenen Monarchen.

2003-01-10 ~ written by Talianna




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